Das Beiern und Bammschlagen ist eine alte Tradition aus dem Mittelalter, die heute von der Schützenjugend in unserem Dorf gepflegt wird.

 

Bei diesem Brauch werden die Kirchenglocken in Sankt Evergislus von Hand in bestimmten Melodien angeschlagen.

Die Melodien sind von Ostern bis Pfingsten jeden
Samstag von 17:00 bis 18:00 und
Sonntag von 8:00 bis 9:00
zu hören.

 

 

 

Hörprobe

Aufnahme: Achim Bursch; Samstag, 14.05.2011
Schnitt: Achim Bursch & Volker Wirtz

Historische Aufnahmen von 1942

Geschichte

BeiernDas Bammschlagen hat eine lange Geschichte, die bis ins 14. Jhd. zurück reicht. 

Der älteste Beleg für das Bammschlagen stammt von 1338 aus Aachen. Damals bezahlte man die Glöckner für das “drybbendey” am Fest der Übertragung der Reliquien von Karl des Großen (am 27.Juli). In Brenig liegt der erste Beleg nicht ganz so weit zurück, er stammt aus dem Jahr 1723/24.

Der Brauch ist weit verbreitet er reicht bis nach Belgien, dort wird er “Trepetreye” oder “Trippetreien” genant. 

Um 1600 war das Glockenbeiern (anderer Ausdruck für Bammschlagen) im Rheinland weit verbreitet. In einer Beschreibung eines Kurkölnischen Amtes heißt es: “Bei feierlichen Gelegenheiten […] wurde mit einem Hammer in bestimmtem Rhythmus an die verschiedenen Glocken geschlagen, wozu in jedem Ort eigene Verschen bestanden. […] Leider ist dieser Brauch […] seit einigen Jahren außer Übung gekommen. […]”. Weiter wird ein Pfingstfest beschrieben, bei der Prozession werden die Glocken geschlagen, die Bruderschaften und Kirchen zeigten was sie hatten und halfen sich gegenseitig. 

Anläßlich der von 1813 bis 1815 dauernden Freiheitskriege scheint in den Vorgebirgsorten Sechtem und Waldorf gebeiert worden sein: “Am 6.April.1814 teilte der Bürgermeister von Sechtem seinem Kollegen aus Waldorf die Eroberung Paris (31.03.1814) mit und lud ihn ein, deshalb zwei Stunden mit den Glocken zu beiern.”.

Natürlich kam es auch zu Unglücken beim Bammschlagen, wenn z.B. Glocken zersprangen. Dies geschah auch in unserer Umgebung, wie etwa in Merten am 2.Februar.178, wo eine Glocke zerstört wurde. In Rösberg auf einer Glocke von 1804, die 1808 beim “Bamschlagen” zerbrach und 1809 wieder in Form gebracht wurde stand: “Kaum war ich 1804 geboren, starb ich abermal 1808 durch Gewalt, bekam aber 1809 wiederum diese Form und Gestalt. Gott gebe mir längeres Leben. Jeder hüte sich, mich zu verderben, weil mein Tod viel Kosten macht; daher nehmet euch mit Läuten und Bamschlagen in Acht.”. Jedoch ist diese Glocke, die dem heiligen Marcus geweiht war, im 1. Weltkrieg eingeschmolzen worden. 

Am 9.Mai.1820 gab das Amtsblatt der königlichen Regierung zu Köln folgende Verordnung, die den “Gebrauch der Glocken bei gottesdienstlichen Verrichtungen und kirchlichen Ceremonien” regelt bekannt, ” Alles übrige Geläute besonders das Glockenschlagen oder sogenannte Baiern, außer am Vorabend der feierlichen Fronleichnams-Prozession eine Stunde lang und am Tage selbst, während dem Zuge der Prozession, sodann am Vorabend des Tages, an welchem das Fest des Kirchenpatrons gefeiert wird, ebenfalls eine Stunde lang und während der Prozession am Tag selbst, wird strenge verboten.”

Doch dieser Anweisung folgten die Orte Bornheim, Roisdorf
, Dersdorf, Brenig, Waldorf, Hemmerich und Kardorf (ebenfalls Gummersbach) nicht. Auf drängen der Bürger wurde 1824 das Gesetz für gültig erklärt, jedoch wurde eingeräumt an hohen Festtagen auf Antrag zu gestatten. So fand das Erntedankfest in Gummersbach ohne Glockengeläute statt. Jedoch, auf drängen des Volkes, die mit diesem Brauchtum aufgewachsen waren, wurde die Läuteverordnung zu Weihnachten wieder gelockert. 1907 wurde eine Läuteverordnung aufgestellt, die das Baiern in Gummersbach zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Neujahr und Erntedankfest.

Jedoch ist vieler Orts durch: den Krieg, durch groben Unfug auf dem Glockenturm (bei dem Glocken zersprangen), Elektrifizierung der Glocken, o.g. Verordnung; das Bammschlagen vieler Orts ausgestorben. Was jedoch nie auf Brenig zutraf, auch o.g. Verordnung hielt die Breniger nicht vom Bammschlagen ab. 


In Kardorf schaffte der Pfarrer Ende der 50er das Bammschlagen ab, weil er darin keinen christlichen Brauch fand. Später wollte man den Brauch wieder aufnehmen, jedoch waren die Hilfsmittel nicht mehr vorhanden. Mittlerweile wurde dieses Problem behoben. Dieser Wiederbelebungstrend setzte sich seit Ende der 70er in anderen Gemeinden fort. 

In vielen Orten wird das Bammschlagen von den Junggesellenvereinen oder den Bruderschaften ausgeübt. So übte auch in Brenig der Junggesellenverein bis 1976 den Brauch aus. Seither wird der Brauch vom Schützenverein ausgeübt. Doch seit jeher hat sich nicht geändert, dass das beim Bammschlagen mehrere Durchgänge geschlagen werden. Ein Durchgang besteht aus: 

  1. Bamm, Pause 
  2. Dubbele Pause 
  3. (3x) Durjenee: 1x Bamm, 1x Dubbele, 1x Vier-Vier

Um den Rhytmus ins Ohr zu bekommen, üben die Breniger Neulinge den Takt durch Anschlagen von 3 Flaschen (3 Glocken); diese sind, der Tonhöhe entsprechend, unterschiedlich mit Wasser gefüllt.

Wir hauen natürlich in der Zeit zwischen Osten und Pfingsten nicht auf Flaschen herum, sondern auf den drei Glocken der Breniger Kirche. Die größte Glocke (dem hl Geist geweiht), 1754 von Martin Legros (1714-1789) gegossen, hat einen Durchmesser von 1,4 m. Eine weitere Glocke (dem hl. Sebastianus geweiht), die Mittel große, wurde ein Jahr später in Auftrag gegeben, diese wurde 2 mal von Philippe Maas gegossen, jedoch hatte er mit ihr kein Glück, so wurde auch dieser Auftrag an Legros vergeben. Er schaffte es auf Anhieb 1776. Dies ließ er auch auf der Glocke verewigen. Die kleinste Glocke (dem St. Evergislus geweiht), die eine Etage über den Legros hängt, ist von Abraham Gaillot 1614 gegossen worden.